Der Workshop zum Vortrag: In den bundesdeutschen Curricula ist Mitgefühl kein Thema. Wenn man fragt, warum, ergibt sich relativ leicht, dass es dazu zu wenig Evidenzbasiertes gibt. Einfühlung lässt sich zweifellos leichter erforschen. Leider ist es aber so, dass Einfühlung nicht identisch mit Mitgefühl ist. Einfühlung kann sowohl in Richtung Mitgefühl, jedoch auch in Richtung verbrecherisches, schädigendes Verhalten gehen. Man kann sagen: Unfreundliche, unbezogene Menschen- vor allem Verbrecher- nutzen ihre Einfühlung, um ihre Ziele zu erreichen.
Beim Mitgefühl geht es um eine altruistische Grundhaltung, mit der beabsichtigt wird, Hilfreiches für den anderen Menschen zu bewirken. Beim Selbstmitgefühl geht es um eine freundliche Beziehung zum eigenen Selbst. Mitgefühl mit dem Anderen und mit sich selbst spielt in jeder Psychotherapie eine Rolle, wird aber selten explizit berücksichtigt und genutzt.
Wie es scheint, sind kleine Kinder mitfühlend, was ihnen aber häufig relativ früh durch nicht einfühlsames Verhalten der Bezugspersonen abgewöhnt wird.
Es wäre wünschenswert, dass neben Einfühlung auch Mitgefühl gelehrt würde, denn es ist erlernbar. Und eine wichtige Basis für hilfreiches Handeln in der Psychotherapie.