Claudia Starke

Sonntag, 19. Juni
Tag 3
09:00 – 11:30
Workshop parallel
Abstract – Workshop parallel
Familien nach Trennung: «Scham-voll und Würde-los?» (W18)

So unterschiedlich die individuellen Gründe eines Elternpaares für eine Trennung auch sind, fast alle Familien leiden während und nach der Trennung an Scham- und Schuldgefühlen, denn niemand wollte anfangs die Familie auseinanderbrechen lassen. Sie fühlen sich entwertet, ringen um den Erhalt ihres  Selbstwertes und ihrer Würde. Die Kinder leiden, weil sie in inadäquate Rollen und Loyalitätskonflikte geraten und sie die Liebe der Eltern nicht mehr so wie bisher erleben.

Der Teufelskreis der gegenseitigen Entwertungen geht auch nach der Trennung weiter, manchmal wird trotz Mediation und geklärter Sachlage noch viele Jahre später erbittert gekämpft. Die Hoffnung auf Entlastung durch die Trennung ist enttäuscht. Durch Dämonisierungsprozesse werden noch andere Personen mit hineingezogen. Letztlich fühlt sich jede,r als Opfer und verharrt in den eigenen Verletzungen.

Kommen solche Paare und Familien in unsere Praxis können sich destruktive Muster und eskalierende Dynamiken schnell im Therapieraum ausbreiten.

Wer kennt es nicht, dass sich ein Paar vor uns lautstark in die Haare gerät und wir unsere liebe Mühe haben konstruktiv einzugreifen und unsere wertneutrale Position aufrecht zu erhalten?

Wie gelingt es uns, dass dieses hoch konflikthafte Paar überhaupt kommunikationsbereit ist? Und sich dann sogar noch zuhören oder gar aufeinander eingehen kann? Was können wir machen, dass Menschen, die jahrelang nicht mehr miteinander gesprochen haben, wieder in notwendigen Kontakt kommen?

In diesem Workshop soll an Fallbeispielen dargestellt und geübt werden, wie wir Berater*innen und Therapeut*innen Entwertungsspiralen und Schuld-Scham-Muster unterbrechen und einen Zugang zu den Betroffenen und ihren Verletzungen finden können. Es werden ausgewählte Methoden aus dem hypnosystemischen Werkzeug-Koffer, der Klärungshilfe und gewaltfreien Kommunikation vorgestellt , mit denen es schrittweise gelingen kann, auf die Bedürfnis- und Verständnisebene der Klient*innen zu kommen um ihnen, wenn auch minimalen, aber doch besseren, wertschätzenden Kontakt, vielleicht sogar einen Weg aus den alten Verletzungen zu ermöglichen.

Claudia Starke

Dr. med., Fachärztin für Psychiatrie und Psychotherapie, Familien und Paartherapeutin in freier Praxis; früher in München, seit 2006 am Zürichsee. Systemische Lehrtherapeutin und Supervisorin am IEF in Zürich und in Ausbildungsinstituten in Deutschland (KiM, München; Systemica, Ulm).

Arbeitsschwerpunkte: Systemtherapie für Paare und Familien, besonders Patchwork-Familien. Konfliktklärung für Paare und Gruppen. Hypnosystemische Supervision und Selbsterfahrung für Einzelne und Gruppen

Publikationen:
Hess/Starke: Patchwork-Familien – Therapie und Beratung (Kohlhammer, 2017).
Starke/Hess/Belviso: Das PatchworkBuch. Wie zwei Familien zusammen wachsen. (Beltz, 2015).
Buchbeiträge und Fachartikel

Website:
https://www.praxis-gerbestrasse.ch/c-s

Kontakt:
claudia.starke@praxis-gerbestrasse.ch