Hansjörg Ebell

Freitag, 20. Juni
Tag 1
17:30 – 18:30
Vortrag
Abstract – Vortrag
"Wenn es so weh tut" - Ein hypnosystemischer Blick auf Schmerz und Schmerztherapie

Ericksons genialer Vorschlag (1965), die leidvolle Erfahrung „Schmerz“ als ein komplexes Konstrukt zu je einem Drittel aus gegenwärtigem Erleben, assoziativem Rückgriff auf die Vergangenheit (Gedächtnis) und einer entsprechenden Vorhersage auf eine wahrscheinliche Zukunft zu verstehen, führt zu vielfältigen (hypno-)therapeutischen Optionen. Eine hypnosystemisch fundierte Kommunikation dient dazu, Suchprozesse anzuregen, was „stattdessen“ sein soll. Für die Zusammenarbeit von Betroffenen und Behandelnden gilt es zu beachten, dass sie sehr verschiedene Perspektiven auf dasselbe („Schmerz“) haben: die Erfahrung (Kranksein) einerseits und die Erklärungen (Krankheit) andererseits. Um chronische Schmerzen aktiv bewältigen, die Vergangenheit integrieren und die Zukunft ressourcenorientiert gestalten zu können, braucht es sowohl pathogenetisch kundiges, schmerztherapeutisches Interventionsdenken als auch salutogenetisch orientiertes Beziehungsdenken.

Für die Betroffenen existiert keine Trennung zwischen objektiv nachweisbaren (oder auch nicht!) Ursachen und leidvoller Erfahrung.  Eine hypnosystemisch fundierte Kommunikation ermöglicht, typische und häufige Schwierigkeiten und Konflikte bei der Behandlung chronischer Schmerzen zu verstehen und zu überwinden, um gemeinsam sowohl objektiv angemessene als auch subjektiv zufriedenstellende Therapieziele ermitteln und erreichen zu können. Für die Betroffenen ist das Erleben (Kranksein) entscheidend und maßgeblich für die Beurteilung von Erfolg oder Misserfolg aller

Behandlungsmaßnahmen. Die Behandelnden fokussieren auf messbare Veränderungen der Symptome (Krankheit). Patient:innen als Expert:innen für die individuelle Beurteilung der Bedeutung erzielbarer Veränderungen und Therapeut:innen als Expert:innen für objektiv angemessene Interventionen sollten „in Resonanz“ (Ebell 2017) zusammenarbeiten. Pragmatisches Kernelement der Kooperation ist eine Umorientierung von Vermeidungszielen „weniger bzw. keine Schmerzen“ auf Annäherungsziele „was soll stattdessen sein“. (s. Workshop: „Was stattdessen“-Ziele = Kernelement hypnosystemisch fundierter Kooperation)

Hansjörg Ebell, 5. Hypnosystemische Tagung in Zürich, 2025

Hansjörg Ebell

Dr. med., Facharzt für Psychosomatische Medizin und Psychotherapie. 1976-83 Anästhesie und Intensivmedizin, 1983-93 Schmerzambulanz am Klinikum Großhadern der Universität München (incl. klinisches Forschungsprojekt zur Selbsthypnose bei starken Schmerzen auf Grund einer Krebserkrankung 1988-91). 1992-2014 ärztlich-psychotherapeutische Praxis mit Schwerpunkt auf chronischen Schmerz-, Krebs- und psychosomatischen Erkrankungen. Ausbilder und Supervisor (DGH, MEG u.a.), Noch tätig als Seminarleiter und Supervisor für Schmerztherapie, Psycho-Onkologie und Palliativmedizin.

Website:
http://www.doktorebell.de

Kontakt:
dr.h.ebell@t-online.de